Auf dieser Seite wird auf zentrale Testverfahren hingewiesen, die im Rahmen einer Selbstdiagnostik erwachsener Personen von Bedeutung sein können. Neben diesen Testverfahren existieren weitere Testverfahren, die aus unterschiedlichen Gründen zu diesem Zeitpunkt hier aber (noch) nicht thematisiert werden. Auf Testverfahren wie CARS (Schopler et al., 1980), CARS2 (Schopler et al., 2010) oder ADOS-2 (Poustka et al., 2015) wird (zum aktuellen Zeitpunkt) in diesem Werk nicht vertiefend eingegangen, weil sie insbesondere bei Kindern zum Einsatz kommen. Dennoch ist anzumerken, dass auch der ADOS-2 ein Modul besitzt, das für fließend sprechende ältere Jugendliche und Erwachsene prinzipiell geeignet ist (Poustka et al., 2015).
Viele der Testverfahren, die im Folgenden dargestellt werden, werden auch im Laufe einer üblichen Fremddiagnostik verwendet. Bei genauerer Betrachtung dieser Testverfahren wird deutlich, dass auch bei einer Fremddiagnostik Selbstangaben über das eigene Befinden sowie die Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten, Schwierigkeiten und Auffälligkeiten notwendig sind. Somit ist auch eine Fremddiagnostik ohne einen gewissen Selbstdiagnostik-Anteil kaum vorstellbar. Durch eine fundierte Selbstdiagnostik können Sie also möglichweise einen Beitrag zur offiziellen Fremddiagnostik leisten, indem Sie dem Diagnostiker/ der Diagnostikerin Ihre bereits ausgefüllten Testverfahren in Kopie zur Verfügung stellen.
Alle folgenden Ausführungen richten sich insbesondere an interessierte Laien, die sich vorab umfangreich zu dem Thema informiert haben und ihren Verdacht auf Autismus systematisch evaluieren möchten, um mehr Informationen zur Verfügung zu haben. Dabei ist zu berücksichtigen, dass solche Laien in den meisten Fällen über keine fundierte Ausbildung im Bereich der Diagnostik verfügen. Dies bedeutet aber auch, dass es im Folgenden nicht um eine primär wissenschaftliche Darstellung der Testverfahren geht, weil dies höchstwahrscheinlich überfordernd wäre. Daher wird vereinfachend dargestellt, wie im Rahmen einer Selbstdiagnostik pragmatisch mit den Testverfahren und den Testergebnissen umgegangen werden kann, um einige eigene Schlussfolgerungen zu ziehen. Somit kann der im Folgenden dargestellte Umgang mit den Testverfahren von der Testdurchführung, Testauswertung und Ergebnisinterpretation im Rahmen der Fremddiagnostik teilweise (leicht) abweichen. Auch deshalb sollte neben einer Selbstdiagnostik eine Fremddiagnostik erfolgen, um zu einer umfassende Einschätzung über die individuellen Auffälligkeiten zu gelangen.
An dieser Stelle wird ausdrücklich betont, dass nicht nur die Informationen, die in diesem Kapitel dargestellt werden, im Rahmen einer Selbstdiagnostik zu berücksichtigen sind, sondern das vorliegende Gesamtwerk sorgfältig durchgearbeitet werden sollte, um die Informationen und Daten, die während einer Selbstdiagnostik anfallen, im Kontext verstehen zu können. Selbst hohe Punktzahlen in den folgenden Testverfahren bedeuten nicht automatisch, dass Autismus vorliegen muss. Es kann auch andere Gründe für (sehr!) hohe Punktzahlen in solchen Testverfahren geben. Was die Gründe dafür sein können, dass in "Autismustests" hohe Punktzahlen erreicht werden, obwohl kein Autismus vorliegt, wird in den übrigen Kapiteln dieses Werkes umfassend diskutiert und wissenschaftlich fundiert dargestellt. Darüber hinaus sollten die Grenzen einer Selbstdiagnostik stets beachtet werden: Das Ergebnis einer Selbstdiagnostik ist als eine fundierte Vermutung zu verstehen. Genauere Informationen zu dieser Thematik sind ebenfalls in den übrigen Kapiteln dieses Werks zu finden.
Die Durchführung der folgenden Testverfahren ist ohne die Lektüre der übrigen Kapitel dieses Werkes nicht sinnvoll. Denn zur Interpretation, Reflexion sowie Einordnung der Testergebnisse sind die übrigen Informationen und Hinweise in diesem Werk zwingend notwendig.
RAADS-R
Die Ritvo Autism Asperger Diagnostic Scale-Revised, die auch als der RAADS-R (Ritvo et al., 2011) bekannt ist, ist ein gängiges Screeningverfahren zur Feststellung von Auffälligkeiten, die auf Autismus hinweisen. Der Test ist aktuell in Englisch verfügbar, sodass grundlegende Englischkenntnisse notwendig sind. Als Übersetzungshilfe kann möglicherweise DeepL (https://www.deepl.com/translator) oder eine andere Übersetzungshilfe ein nützliches Tool darstellen.
Bei diesem Testverfahren ist darauf hinzuweisen, dass es sich um ein bloßes Screening handelt: Das Testergebnis ist somit nicht hinreichend für eine Fremd- oder Selbstdiagnose (Jones et al., 2021). Das Testergebnis vermittelt vielmehr nur einen ersten Eindruck über die Ausprägung der Auffälligkeiten. Die maximal zu erreichende Punktzahl ist 240 (Engelbrecht & Silvertant, 2020). Aber selbst in dem Fall, dass diese Punktzahl erreicht werden würde, würde dies nicht zwingend bedeuten, dass Autismus vorliegt. Unter Umständen ist die Punktzahl auch z.B. durch ein Zusammenspiel verschiedener Komorbiditäten zu erklären, ohne dass Autismus vorliegt.
Auf der weiter unten verlinkten Homepage, über die der RAADS-R abrufbar ist, ist auch eine Tabelle zur Interpretation der Punktzahl zu finden. Dabei sind die Punktzahlen nur als Orientierungen zu interpretieren und stellen keine strikten Cut-Off-Werte bzw. "heiligen" Grenzwerte dar. Die folgende Darstellung zur Interpretation der Punktzahlen orientiert sich an den Ausführungen von Engelbrecht & Silvertant (2020). Bei einer Punktzahl von bis zu 25 Punkten ist davon auszugehen, dass kein Autismus vorliegt. Bis zu einer Punktzahl von 50 Punkten lägen autistische Eigenschaften vor, obwohl aber sehr wahrscheinlich kein Autismus als Störungsbild vorliegt. 65 Punkte stellt laut der Interpretationstabelle von Engelbrecht & Silvertant (2020) die Minimum-Punkzahl dar, ab der Autismus in Erwägung gezogen werden sollte. Dies bedeutet nicht, dass ab einer Punktzahl von 65 Punkten Autismus wahrscheinlich ist. Vielmehr stellt diese Grenze einen unteren Cut-Off-Wert dar, unter dem Autismus nahezu sicher ausgeschlossen werden kann. Ab einer Punktzahl von 90 Punkten würden stärkere Hinweise auf Autismus vorliegen, obwohl auch nicht-autistische Menschen unter Umständen solche Punktzahlen erreichen könnten. 130 Punkte würde den Mittelwert darstellen, den autistische Personen in dem Test erreichen. Das bedeutet, dass es autistische Menschen gibt, die weniger Punkte erreichen, aber auch ein nennenswerter Anteil von Menschen mit Autismus mehr als 130 Punkten erreicht. Ab 160 Punkten würde sehr starke Evidenz für Autismus vorliegen, wobei auch Personen ohne Autismus selbstverständlich aufgrund von anderen Störungsbildern solche Punktzahlen erreichen könnten.
In einer empirischen Studie konnten Jones et al. (2021) zeigen, dass Personen, die unter 65 Punkten erreichten, zu 100% später auch keine Autismus-Diagnose bekamen. Andererseits bekamen allerdings nur 34.7% derjenigen, die über 65 Punkte erreichten, später tatsächlich eine Autismus-Diagnose (Jones et al., 2021). Tatsächlich lag die Median-Punktzahl derer, die keine Autismus-Diagnose bekamen, sogar bei 154 Punkten (Jones et al., 2021). Diese Studienergebnisse verdeutlichen erneut, dass eine erhöhte oder hohe Punktzahl im RAADS-R zwar ein Hinweis auf Autismus sein kann, aber definitiv nicht zu einer Diagnose reicht.
Der RAADS-R ist über diesen Link abrufbar und durchführbar: HIER
Eine Kurzversion des RAADS-R ist mittlerweile auf Deutsch verfügbar, zentrale Informationen für die Auswertung und Interpretation der Ergebnisse sind jedoch auf Englisch verfasst und die Auswertung muss händisch vorgenommen werden (Etlender & Jarvers, o.J.). Diese Kurzversion kann unter dem folgenden Link, der bei einem Klick automatisch den Download von der Originalhomepage startet, heruntergeladen werden:
The Ritvo Autism and Asperger Diagnostic Scale 14-Item-Screening–German version (RAADS-14-Screen-G)
Allerdings ist die Aussagekraft des individuellen Ergebnisses, das mit dieser Kurzversion vom RAADS-R erreicht wird, mit Blick auf die vorherigen Ausführungen ebenfalls kritisch zu betrachten. Es bietet sich an - analog zu den Befunden von Jones et al. (2021) - bei einer sehr geringen Punktzahl tendenziell davon auszugehen, dass eher kein Autismus vorliegt, während eine hohe Punktzahl für sich allein nicht die Schlussfolgerung zulässt, dass Autismus vorliegen wird.
Adult Asperger Assessment (AAA)
Das Adult Asperger Assessment (AAA) trägt zwar das Wort "Asperger" im Namen, ist aber tatsächlich aufgrund seiner konkreten Ausgestaltung auch im Rahmen einer allgemeinen Autismus-Diagnostik geeignet (auch der ausgeschriebene Name des RAADS-R trägt übrigens den Begriff "Asperger" im Namen). So umfasst das AAA nämlich mehrere Screeningverfahren und eine weitere, umfassende Testbatterie, sodass das Gesamttestergebnis des AAA zwar nicht als endgültige Diagnose, aber als ein Hinweis auf das Vorliegen/ Nicht-Vorliegen einer Autismus-Spektrum-Störung zu interpretieren ist. Anhand des Ergebnisses lassen sich also Informationen gewinnen, die dazu beitragen, zu einer fundierteren Vermutung über das Vorliegen/ Nicht-Vorliegen einer Autismus-Spektrum-Störung zu gelangen. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass insbesondere bei einer Selbstdiagnostik verzerrende Effekte auftreten können, sodass es angeraten ist, das AAA im Beisein einer weiteren Person auszufüllen, die einen gut kennt und einem bei der Einschätzung der Auffälligkeiten behilflich sein kann.
Das AAA ist in zwei Teile unterteilt: 1) Screening-Instrumente und 2) die eigentlich Testbatterie.
Im ersten Teil (Screening-Instrumente) wird auf bewährte Screening-Instrumente verwiesen, die vorab durchzuführen sind, um festzustellen, ob deutliche Hinweise für das Vorliegen einer Autismus-Spektrum-Störung festzustellen sind. Bei den drei Screening-Instrumenten, die hier vorab durchzuführen sind (AQ-Test, Kurzversion des AQ-Tests, EQ-Test), handelt es sich um bewährte Testverfahren in der Autismusdiagnostik. Diese drei Testverfahren sind separat vom eigentlichen AAA vorab durchzuführen. Weiter unten werden diese Screeningverfahren vorgestellt und es wird auch dargestellt, wie diese im Internet aufgefunden bzw. abgerufen werden können.
Zum EQ-Test ist festzuhalten, dass es sich bei diesem Testverfahren um eine Selbsteinschätzung der eigenen Empathiefähigkeit handelt. Hier kann es zu Verzerrungen kommen. Außerdem gibt es durchaus auch autistische Menschen, die keine oder nur geringe Beeinträchtigungen im EQ aufweisen. Daher kann ergänzend zu den im AAA aufgeführten Screeningverfahren zusätzlich der Reading Mind in the Eyes Test, der ebenfalls weiter unten vorgestellt wird, als zusätzliches Screeningverfahren durchgeführt werden. Insgesamt spricht prinzipiell nichts dagegen, den Reading Mind in the Eyes Test ergänzend durchzuführen. Auch im Rahmen der Fremddiagnostik wird auf dieses Testverfahren häufig zurückgegriffen.
Sollten bereits in den Screeningverfahren die notwendigen Punktzahlen nicht erreicht werden, so ist dies ein Indiz für das Nicht-Vorliegen einer Autismus-Spektrum-Störung. Dabei sprechen hohe Punktzahlen in den beiden AQ-Tests für eine Autismus-Diagnose, während niedrige Punktzahlen im EQ-Test und Reading Mind in The Eyes Test ebenfalls für Autismus sprechen. Es ist also bei der Evaluation der erreichten Punktzahlen je nach Testverfahren dringend zu beachten, ob hohe oder niedrige Punktzahlen für/ gegen Autismus sprechen. Die korrekte Interpretation der Punktzahlen ist hier also von höchster Relevanz. Sollten die jeweiligen Grenzwerte (= Cut-Off-Werte) jedoch nur knapp nicht erreicht werden, so ist das Ergebnis kritisch zu reflektieren. Cut-Off-Werte stellen keinen "heiligen Gral" dar (in beide Richtungen), sondern sollen eine Richtlinie sein, um in der diagnostischen Praxis eine Entscheidung treffen zu können. Insbesondere wenn Grenzwerte knapp nicht erreicht werden oder nur knapp übertroffen werden, so ist eher von einem uneindeutigen Ergebnis zu sprechen. Somit ist insbesondere in solchen Fällen die Frage, ob Autismus vorliegt, nicht eindeutig beantwortbar und es braucht noch deutlich mehr Informationen, um die Frage besser beantworten zu können.
Sollte es in den Screeningverfahren zu Ergebnissen kommen, die deutlich für das Vorliegen von Autismus sprechen, so sollte die im AAA auf Seite 2 beginnende Testbatterie ebenfalls ausgefüllt werden. Sollten die erreichten Punktzahlen 1) in einem einzigen Screening-Test deutlich gegen Autismus sprechen oder 2) in mehreren Testverfahren tendenziell gegen das Vorliegen von Autismus sprechen, so sprechen die Testergebnisse tendenziell eher dafür, dass Autismus vermutlich eher nicht vorliegt. Aber auch in diesem Fall kann selbstverständlich die Testbatterie des AAA durchgeführt werden. Allerdings ist selbst dann, wenn in der folgenden Testbatterie die für Autismus notwendigen Punktzahlen dann doch erreicht werden, das Gesamtergebnis nicht so zu interpretieren, dass nun die Ergebnisse der Screening-Tests "ausgeglichen" oder "kompensiert" wurden. Dennoch kann die Testbatterie helfen, mehr Informationen anzureichern, um den eigenen Autismus-Verdacht besser einschätzen zu können. Sollten die Testergebnisse in den Screeningverfahren uneindeutig ausfallen, so sollte die Testbatterie des AAA im Folgenden ebenfalls durchgeführt werden, um mehr Informationen zu erhalten. Unabhängig vom konkreten Testergebnis (positiv oder negativ) stellt das Gesamtergebnis des AAA nur einen weiteren Hinweis und kein finales Urteil dar.
Auf der ersten Seite des AAA ist ein Kasten zu finden, in dem die Testergebnisse zu notieren sind, die sich aus der auf den weiteren Seiten des AAA zu findenden Testbatterie ergeben. Die Testbatterie gliedert sich in unterschiedliche Kategorien. Die erste Kategorie (A: Soziale Interaktion bzw. Qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion) umfasst 5 Items, die jeweils mit "Ja" oder "Nein" zu beantworten sind. Teilweise sind Beispiele angegeben, um reflektieren zu können, ob eher "Ja" oder "Nein" anzukreuzen ist. Die Anzahl der mit "Ja" beantworteten Items ist auf der ersten Seite des AAA im bereits erwähnten Kasten zu notieren. Hier müssen mindestens 3 Punkte erreicht werden. Die Kategorien B (Sonderinteressen bzw. Eingeschränkte, sich wiederholende und stereotype Verhaltens- und Interessenmuster) und C (Kommunikation bzw. Qualitative Beeinträchtigungen der verbalen und nonverbalen Kommunikation) sind ebenso zu bearbeiten und auszuwerten. Auch hier müssen mindestens 3 Punkte erreicht werden. In der Kategorie D (Vorstellungsvermögen bzw. Beeinträchtigung des Vorstellungsvermögens) muss mindestens 1 Punkt erreicht werden. In der Summe müssen also mindestens 10 Punkte in den Kategorien A-D erreicht werden, wobei allerdings die Kategorien untereinander nicht verrechnet werden können, um eine Kompensation zu erreichen. Dies bedeutet beispielsweise: 4 Punkte in Kategorie B können nicht 2 Punkte in Kategorie C ausgleichen. In jeder Kategorie A bis D sind mindestens die jeweiligen Mindestpunktzahlen zu erreichen.
Sollte in den Kategorien A bis D die erforderliche Punktzahl nicht erreicht werden, so liegt tendenziell Evidenz gegen das Vorliegen einer Autismus-Spektrum-Störung vor. Allerdings sollte auch hier das Testergebnis (insbesondere bei knappen Ergebnissen) nicht als ein definitiver Gegenbeweis bewertet werden. Bei einem deutlichen Nicht-Erreichen der Mindestpunktzahlen ist zu evaluieren, ob die Auffälligkeiten eventuell durch eine andere Störung/ ein anderes Krankheitsbild besser erklärt werden können oder ob man sich doch "noch im Rahmen der Norm" bewegt. Sollten die erforderlichen Punktzahlen in den Kategorien A bis D erreicht werden, liegt tendenziell Evidenz für das Vorliegen einer Autismus-Spektrum-Störung vor. Aber auch hier bedeutet das Ergebnis nicht, dass Autismus nun zweifelsfrei nachgewiesen wurde. Insbesondere die Ausführungen an anderen Stellen dieses Werkes zu den Themen Selbstdiagnostik und Testgütekriterien gilt es stets zu beachten.
Ergänzend zu den Kategorien A bis D muss noch der Anhang der Testbatterie (Bedingungen) ausgefüllt werden - insbesondere in dem Fall, dass in den Kategorien A-D sowie in den Screeningverfahren die für eine Autismus-Spektrum-Störung notwendige Punktzahl erreicht wurde. Hier ist nun zu überprüfen, ob alle notwendigen Bedingungen für eine Autismus-Spektrum-Störung erfüllt sind. Dazu müssen alle 5 Kategorien wahrheitsgemäß mit "Ja" beantwortet werden, damit tendenziell von einer Autismus-Spektrum-Störung ausgegangen werden könnte. Einzig bei den Fragen 3 ("Es liegen keine klinisch signifikanten Verzögerungen im Bereich der Sprachentwicklung vor") und 4 ("Es liegen keine klinisch signifikanten Verzögerungen im Bereich der kognitiven Entwicklung, der Entwicklung altersgemäßer Selbsthilfefertigkeiten und des adaptiven Verhaltens vor") kann potenziell auch dann eine Autismus-Spektrum-Störung vorliegen, wenn hier mit "Nein" geantwortet werden würde. Denn in diesem Fall könnte es sich um eine Autismus-Spektrum-Störung handeln, die zwar nicht dem entspricht, was früher als "Asperger-Syndrom" bezeichnet wurde, jedoch könnte es sich um einen Autismus im Sinne des frühkindlichen Autismus handeln (vgl. ICD10). Dies hätte dann auch zur Folge, dass die Frage 5 mit "Nein" beantwortet werden müsste, was aber dann ebenfalls bedeuten würde, dass zwar kein "Asperger-Syndrom", aber möglicherweise eine andere Symptomausprägung aus dem Autismus-Spektrum zutreffend wäre. Die Fragen 1 und 2 müssen unter der Bedingung, dass Autismus vorliegen würde, jedoch in jedem Fall mit "Ja" beantwortet werden, weil eine Autismus-Diagnose voraussetzt, dass die notwendigen Diagnosekriterien vollständig erfüllt sind (Frage 1) und dass es aufgrund der Autismus-Spektrum-Störung zu Beeinträchtigungen in der Lebensführung kommt (Frage 2).
Das Adult Asperger Assessment in deutscher Sprache (AAA-D), das von Freitag und Leistenschneider (o.J.) bereitgestellt bzw. übersetzt und ergänzt wurde, kann über die im Folgenden verlinkte Homepage heruntergeladen werden: HIER
Reading Mind in The Eyes Test
Der Reading Mind in The Eyes Test basiert auf der Annahme, dass viele autistische Menschen Probleme damit haben, Emotionen in den Augen anderer Menschen korrekt zu erkennen. Daher wird dieses Testverfahren im Rahmen der Fremddiagnostik häufig eingesetzt und ist auch für die Selbstdiagnostik potenziell geeignet.
Der Reading Mind in The Eyes Test (in dem jeweiligen Dokument ist auch die Auswertungsschablone zu finden) kann über den folgenden Link heruntergeladen werden: HIER
Autismus-Quotient (AQ-Test, Langversion)
Der AQ-Test stellt ein gängiges Screening-Verfahren dar, um mithilfe der Beantwortung von 50 kurzen Fragen ein erste Einschätzung bezüglich eines Autismus-Verdachts systematisch treffen zu können. Dabei ist anzumerken, dass eine hohe Punktzahl in diesem Test in keinem Fall als eine Diagnose zu verstehen ist. Ebenso sollte aber eine Punktzahl, die (leicht) unter dem Grenzwert liegt, nicht als ein definitiver Ausschluss von Autismus verstanden werden. Das Ergebnis ist schlicht als Tendenz sowie eine weitere Information zu deuten, die im Rahmen der Selbstdiagnostik berücksichtigt werden sollte.
Die Langversion des AQ-Tests kann hier durchgeführt werden: HIER
Autismus-Quotient (AQ-Test, Kurzversion)
Die Kursversion vom AQ-Test stellt eine gekürzte Version des AQ-Tests dar, um mithilfe von 33 Fragen besser einschätzen zu können, ob Autismus vorliegen könnte. Im besten Fall sollte sich das Ergebnis dieses Testverfahrens mit dem Ergebnis der Langversion des AQ-Tests decken. Die Kurzversion des AQ-Tests stellt insbesondere bei knappen AQ-Test-Ergebnissen einen Mehrwert dar, um bewerten zu können, ob das jeweilige Ergebnis nur an bestimmten (eventuell schlecht formulierten) Fragen liegt, oder ob tatsächlich eine Gesamttendenz zu erkennen ist. Dabei ist anzumerken, dass eine hohe Punktzahl in diesem Test in keinem Fall als eine Diagnose zu verstehen ist. Ebenso sollte aber eine Punktzahl, die (leicht) unter dem Grenzwert liegt, nicht als ein definitiver Ausschluss von Autismus verstanden werden. Das Ergebnis ist schlicht als Tendenz sowie eine weitere Information zu deuten, die im Rahmen der Selbstdiagnostik berücksichtigt werden sollte.
Der AQ-Test kann hier abgerufen werden: HIER
Die Auswertungsschablone für den AQ-Test kann hier abgerufen werden: HIER
Empathie-Quotient (EQ)
Der Empathie-Quotient (EQ) stellt in der Autismus-Diagnostik ein gängiges Instrument dar und ist daher als ein Testverfahren anzuerkennen, das nicht prinzipiell außer Acht gelassen werden darf und im Rahmen einer ausführlichen Selbstdiagnostik ebenfalls ausgefüllt werden sollte. Eine Hürde kann sein, dass der EQ-Test im Internet hauptsächlich in Englisch verfügbar ist. Als Übersetzungshilfe kann jedoch möglicherweise DeepL (https://www.deepl.com/translator) oder eine andere Übersetzungshilfe ein nützliches Tool darstellen. Der EQ-Test ist insbesondere im Anhang von entsprechenden Studien (z.B. Baron-Cohen & Wheelwright, 2004) zu finden (auch der weiter unten verlinkte Test findet sich im Anhang ebendieser Studie). Die Auswertung des EQ-Tests wird ebenfalls in der Studie beschrieben, aber an dieser Stelle ebenfalls kurz zusammengefasst (Baron-Cohen & Wheelwright, 2004):
Der EQ umfasst 60 Fragen, die in zwei inhaltliche Fragetypen unterteilt werden können: 40 Fragen zur Empathie (Items 1, 4, 6, 8, 10, 11, 12, 14, 15, 18, 19, 21, 22, 25, 26, 27, 28, 29, 32, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 41, 42, 43, 44, 46, 48, 49, 50, 52, 54, 55, 57, 58, 59 und 60) und 20 Fillerfragen, die für die Auswertung des Tests keine weitere Rolle spielen (Fragen 2, 3, 5, 7, 9, 13, 16, 17, 20, 23, 24, 30, 31, 33, 40, 45, 47, 51, 53 und 56). Viele Menschen neigen dazu, beim Ausfüllen von Fragebögen ein spezifisches Muster zu entwickeln. Solche Fillerfragen sind dafür da, einem Antwortmuster entgegenzuwirken. Somit sind die Fillerfragen für die Auswertung des Testverfahrens zwar ohne Relevanz, sind jedoch zur Qualitätssteigerung der Testdurchführung von Bedeutung.
Ungefähr die Hälfte der 40 Items, die für die Feststellung des EQ tatsächlich von Relevanz sind, ist so formuliert, dass die Antwort "stimme überhaupt nicht zu" oder "stimme eher nicht zu" für einen hohen EQ spricht. Die anderen Items sind genau andersherum gepolt und hier spricht die Antwortoption "stimme voll und ganz zu" oder "stimme eher zu" für einen hohen EQ. Diese unterschiedliche Ausrichtung der Items wird bei Testfragebögen regelmäßig gewählt, um eine Verzerrung der Antworten in nur eine Richtung zu vermeiden.
Bei den folgenden Fragen gibt es für die Antwort "stimme voll und ganz zu" bzw. "strongly agree" 2 Punkte und für die Antwort "stimme leicht zu" bzw. "slightly agree" 1 Punkt: 1, 6, 19, 22, 25, 26, 35, 36, 37, 38, 41, 42, 43, 44, 52, 54, 55, 57, 58, 59, 60 (Baron-Cohen & Wheelwright, 2004).
Bei den folgenden Fragen gibt es für die Antwort "stimme überhaupt nicht zu" bzw. "strongly disagree" 2 Punkte und für die Antwort "stimme leicht nicht zu" bzw. "slightly disagree" 1 Punkt: 4, 8, 10, 11, 12, 14, 15, 18, 21, 27, 28, 29, 32, 34, 39, 46, 48, 49, 50 (Baron-Cohen & Wheelwright, 2004).
Der EQ-Test kann im Anhang der Studie gefunden werden, die über den folgenden Link abgerufen werden kann: HIER
Du findest meine Aufklärungsarbeit gut?
HIER kannst du mein Projekt unterstützen. :-)
Dies ist eine Beta-Version! Diese Version hat den Zustand der Finalisierung noch lange nicht erreicht. Fehler und Ungenauigkeiten können im aktuellen Zustand nicht ausgeschlossen werden. Es wird keine Haftung für Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Genauigkeit der Inhalte übernommen. In akuten Notfällen recherchieren Sie bitte nicht auf dieser Seite, sondern wenden Sie sich bitte umgehend an eine entsprechende Fachperson (z.B. Arzt/ Ärztin) bzw. an eine entsprechende Hilfestelle (z.B. Krankenhaus) oder rufen Sie den Notdienst (112). Die gesamte Darstellung in diesem Werk stellt nur eine Sammlung von Informationen zum Thema Autismus sowie Selbstdiagnostik dar und ist nicht als medizinische Beratung oder Empfehlung zu verstehen. Es wird explizit darum gebeten, sich an entsprechendes Fachpersonal zu wenden und eine Fremddiagnostik in Anspruch zu nehmen, insofern Sie bei sich Symptome wahrnehmen, die auf eine Krankheit oder Störung hinweisen könnten.
Feedback zur weiteren Optimierung des Dokumentes ist ausdrücklich erwünscht. Bitte schreiben Sie an: forschung@christian-kissler.de.